Hello Mary Lou


   

Über den Einsatz von Computern in der Schule


Berichte aus der Wirtschaftswoche


 

Einige kürzlich erschienene Berichte in Zeitschriften und Tageszeitungen zeigen die Möglichkeiten über den Einsatz von Computern an unseren Schulen treffend auf.

Wir sind weit weg von einem High-Tech Land!

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Deutsche Schulen verschlafen die New Economy

Wirtschaftswoche vom 10. November 2000:

Nur gut 60 Prozent der weiter führenden Schulen in Deutschland sind am Netz, lediglich Griechenland schneidet in der EU mit einer Quote von 20 Prozent schlechter ab, so der für Fragen der Informationsgesellschaft zuständige EU-Kommissar Liikanen. Die WirtschaftsWoche fragt nach: Wie fit ist unser Bildungssystem für die New Economy? Wie kommen die Schulen mit dem schnelleren Tempo zurerecht? An die amüsierten Blicke hat sich Verena Bauer längst gewöhnt. Wenn die Landshuter Lehrerin zum Elternabend lädt, und Väter und Mütter den betagten Computer im Klassenzimmer sehen, dann gibt es meist Gelächter.

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Für die Computer ist keiner zuständig

Wirtschaftswoche vom 10. November 2000:

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An die amüsierten Blicke hat sich Verena Bauer längst gewöhnt. Wenn die Landshuter Lehrerin zum Elternabend lädt, und Väter und Mütter den betagten Computer im Klassenzimmer sehen, dann gibt es meist Gelächter. Weil der Rechner so langsam ist, verzichtet die Pädagogin auf viele Programme. Wenn die Kiste wieder einmal ganz ihren Geist aufgibt, dann muss ihr Mann, ein EDV-Experte, am Wochenende ran. „Funktioniert der Kopierer nicht, kommt ein Techniker“, sagt die Pädagogin, „nur für den PC ist offiziell keiner zuständig.“ Computerfrust an deutschen Schulen. „Lernen mit dem PC muß zum Unterrichtsalltag gehören, ob Deutsch, Englisch, Mathematik und naturwissenschaftliche Fächer“, fordert Willi Lemke, Bildungssenator von Bremen und Präsident der Kultusministerkonferenz. Doch von diesem Anspruch sind deutsche Schulen weit entfernt. An der Ausstattung deutscher Schulen hat sich in den letzten hundert Jahren wenig verändert: Tafel und Kreide gehören nach wie vor zum Standardrepertoire, ergänzt um einzelne moderne Accessoires wie Overhead-Projektoren oder Videogeräte.

Laptop für jeden Schüler bis 2006?

Wirtschaftswoche vom 10. November 2000:

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Den Verantwortlichen schwant längst, dass dies zu wenig ist für den Aufbruch in die New Economy. Bis Ende nächsten Jahres will Bundeskanzler Gerhard Schröder alle Schulen ans Netz holen, bis 2006 verspricht Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn einen Laptop für jeden Schüler. Doch mit Hardware alleine lassen sich deutsche Schulen nicht fit für die New Economy machen. Im Gegenteil: Die Computer-Euphorie schafft falsche Hoffnungen und verschleppt wichtige Reformen. Die hohen Ansprüche, die die New Economy stellt, können Schulen nur erfüllen, wenn sie sich grundlegend wandeln. Das Lernen muss sich verändern, nicht nur an Schulen, sondern an Hochschulen und im Betrieb. Der Rolle des Lehrers wird dabei immer wichtiger.

Ein Computer im Unterricht ist keine Garantie für guten Unterricht

Wirtschaftswoche vom 10. November 2000:

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Sicherlich: Neue Medien entschlacken den Unterricht nach alten Methoden. Je stärker das Internet in die Klassenzimmer vordringt, desto mehr sind Lehrer gezwungen, ihr Wissen zu aktualisieren. So würde die Neusser Politiklehrerin, die heute noch drauf pocht, dass Theo Waigel Vorsitzender der CSU ist, weil es so im Lehrbuch steht, den Personalwechsel an der Parteispitze nicht mehr verschlafen. Ein Computer im Klassenzimmer macht aber noch keinen guten Unterricht. Lehrer müssen lernen, mit neuen Medien im Klassenzimmer umzugehen. Falsch eingesetzt können Computer die Leistungen der Schüler sogar verschlechtern. Per Mausclick können die Schüler ohnehin nicht auf die New Economy vorbereitet werden. Die schöne neue Wirtschaft wird der heutigen Schülergeneration in Zukunft sehr viel mehr abverlangen als Computerkenntnisse. Gymnasiasten, Haupt- und Realschüler erwartet nach den Jahren in der Penne eine Welt, die von schnellem Wandel geprägt ist und wenig Fixpunkte bietet.

Teamarbeit: Neues Denken

Wirtschaftswoche vom 10. November 2000:

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„New Economy bedeutet für mich vor allem neues Denken“, betont Kanzler Schröder. Neues Denken kann in deutschen Schulen jedoch nur Einzug halten, wenn Lehrer lernen, neu zu denken. In der Ausbildung geschieht das bisher nicht. „Die Lehrerbildung ist das rückständigste Element in der Schule“, kritisiert der Hamburger Pädagogik-Professor Peter Struck. Die drei Phasen Studium, Referendariat und Weiterbildung „wursteln weitgehend unvernetzt nebeneinander her“. Teamarbeit und vernetztes Denken begegnet den Lehrern in der Ausbildung nur selten. Mit dem Ergebnis, dass sie es im Klassenzimmer später nicht einsetzen. So befürworten die Lehrpläne in Baden-Württemberg beispielsweise ausrücklich fächerübergreifende Projekte. Doch selten raufen sich Kollegen zusammen. Und so bekommt die Französischlehrerin, die in ihrer Klasse die Kelten am Beispiel von Asterix durchnehmen will, von der Englischlehrerin zu hören, sie hätte keine Lust auf Mehrarbeit. Dazu zwingen kann sie niemand. Auch Lehrer dürfen nicht nur "in Schubladen denken" In einer Welt, in der das Wissen ständig wächst, müssen Lehrer raus aus ihrem Kästchendenken. Weil der Stundenplan nicht beliebig um neue Fächer erweitert werden kann, müssen neue und alte Inhalten ständig verknüpft werden. Schon heute zeigt sich das beim Thema Wirtschaft, das sich auch ohne eigenes Fach in den Unterricht integrieren lässt. „Die Globalisierung lässt sich in Erdkunde und Geschichte behandeln“, sagt Egon Hörbst, Professor der Technischen Universität-München, der für seinen früheren Arbeitgeber Siemens im Rahmen von ZuWAS Schulen besucht. „Im Matheunterricht könnten die Schüler den aktuellen Wert einer Firma berechnen.“

Lehrer: Drei Viertel wissen zu wenig über Computer

Wirtschaftswoche vom 21. November 2000:

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Drei Viertel der Lehrer in Deutschland sehen sich selbst nicht in der Lage, ihren Schülern Wissen über Computer und das Internet gekonnt zu vermitteln. Das ergab eine am Dienstag in Hamburg veröffentlichte Emnid-Umfrage“. Demnach hält sich nur ein Viertel für fähig, Know-how aus diesem Bereich den Schülern „sehr gut“ oder „gut“ beizubringen. Zwar benutzen 89 Prozent der Lehrer in Deutschland laut Emnid einen Computer, und mehr als zwei Drittel (69 Prozent) nutzen einen Computer und das Internet. Doch 43 Prozent der Computer nutzenden Lehrer bezeichnen sich selbst als „Anfänger“. Bei jenen, die das Internet nutzen, beträgt der Anteil der „Anfänger“ nach eigener Einschätzung sogar 57 Prozent. 25 Prozent der Lehrer sind der Umfrage zufolge der Meinung, ihre Schule sei „mangelhaft“ oder „ungenügend“ mit Computern ausgestattet. 39 Prozent sind zufrieden und gaben die Note „gut“ oder „sehr gut“. Emnid befragte 1000 Lehrer an allgemein bildenden Schulen im gesamten Bundesgebiet. Die Umfrage führte Emnid im Auftrag der Zeitschrift Computer-Bild durch.

IT: Computer werden in Schulen falsch eingesetzt

Wirtschaftswoche vom 08. November 2000:

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Wenn die Computer im Klassenzimmer stehen und tatsächlich laufen, fangen die Probleme erst an. „Ein Computer ist kein Selbstzweck“, sagt Johannes Böttcher, Dozent an der Akademie für Lehrerfortbildung im bayrischen Dillingen. Technologie muss richtig eingesetzt werden, um den Unterricht tatsächlich zu verbessern.

In einer Studie über israelische Schulen kommen Joshua Angrist vom MIT und Victor Lavy von der Hebräischen Universität in Jerusalem zu dem Ergebniss, dass Achtklässler in Schulen mit Computern keine besseren Leistungen in Mathematik und Hebräisch zeigen als Gleichaltrige in Schulen ohne Computer. Auf die Mathematikkenntnisse von Viertklässer haben Computer in dem Vergleichstest sogar einen negativen Einfluss. Um solche Effekte zu vermeiden, macht der Chiphersteller Intel in den kommenden drei Jahren 120000 deutsche Lehrer aller Schularten fit für den Umgang mit dem Computer im Unterricht. Im Programm „Intel – Lehren für die Zukunft“ werden zunächst so genannte Master-Teacher ausgebildet, die ihr Wissen im Tandem weitergeben. 20 Millionen Mark lässt sich Intel das Programm kosten, bei dem in allen 16 Bundesländern die Kultusministerien kooperieren. In den 40-stündigen Schulungen wird schnell klar, dass Computer das Unterrichten nicht einfacher machen. Traditioneller Unterricht, massiv vom Lehrer gesteuert, kann bis zum Tafelbild vorbereitet werden.

„Unterricht mit neuen Medien ist nicht mehr so planbar“, sagt Dozent Böttcher. Es gibt Abzweigungen und Umwege: „Das Lernen geht nicht schneller als bisher, sondern langsamer.“ Allerdings nehmen Schüler das Neue auch anders auf. Bei aller neuer Technologie gilt: Nicht der Computer, sondern der Lehrer macht den Unterricht. Das dürfte Lehrer beruhigen, die Angst haben, durch die Technologie ersetzt zu werden. Auf ein Wunderinstrument zu Wissensvermittlung müssen Pädagogen weiter warten. „Mit Computer zu unterrichten bedeutet wesentlich mehr Aufwand, als ein altes Programm herunterzuspulen“, sagt eine Lehrerin, die sich in Dillingen zum Master-Teacher ausbilden lässt.

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